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1870/71 – französische Kriegsgefangene in Schwerin

Alltag in Gefangenschaft

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Handzeichnung von Theodor Schloepke, SSGK Staatliches Museum Schwerin Zeltlager, im Hintergrund das Schweriner Schloss

Unterbringung in Zelten, Kasernen – und privat

Der Großteil der internierten Mannschaftsdienstgrade (einfache Soldaten) wurde in der Artillerie-Kaserne (heute Finanzamt) untergebracht. Einige wenige Gefangene fanden zunächst in Zelten auf den Inseln Kaninchen- und Ziegelwerder ein erstes Lager. Sie wurden ab Oktober 1870 in das Quartierhaus I (heute Handwerkskammer) verlegt. 15 französischen Offizieren gestattete man die Anmietung privater Quartiere in der Stadt auf eigene Kosten. Von einer ursprünglich geplanten Nutzung der Insel Lieps für ein Zeltlager nahm die deutsche Militärverwaltung Abstand.

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SSGK Staatliches Museum Schwerin Übersetzen nach Kaninchenwerder. Gemälde von Heinrich Pommerencke, 1870

Tägliche Arbeitspflicht

Alle nicht privat untergebrachten Gefangenen waren verpflichtet, als Ausgleich für Kost und Logis „fünf Stunden täglicher Arbeitszeit“ abzuleisten. Zwischen Oktober und Dezember 1870 sowie Februar und März 1871 wurden täglich 50 bis 70 Franzosen zur Arbeit an dem vom Großherzog beauftragten Promenadenweg nach Zippendorf (Franzosenweg) eingesetzt. Andere leisteten zum Beispiel Erdarbeit an der Eisenbahn in der Nähe des neuen Kirchhofes (heute Alter Friedhof). Einzelne Franzosen halfen auch in kleinen Handwerksbetrieben, z.B. bei einem Goldschmied, einem Gastwirt oder als Braumeister.

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Museen der Landeshauptstadt Schwerin Die Artilleriekaserne, Quartier der meisten Gefangenen

Krankheit und Tod

Mehr als 700 französische Kriegsgefangene wurden zwischen September 1870 und März 1871 im Reservelazarett (heute Schlosspark Residenz) behandelt. Anders als in anderen Gefangenendepots kam es in Schwerin zu keinem Ausbruch epidemischer Krankheiten. Dennoch verstarben 50 Kriegsgefangene, größtenteils an Typhus, und wurden zumeist auf dem katholischen Friedhof bestattet.

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Aus: Carl Mettenheimer, Beobachtungen über die typhoiden Erkrankungen der französischen Kriegsgefangenen in Schwerin, Berlin 1872 Krankenbericht über einen an Thyphus verstorbenen 21-Jährigen