Harriet Brunnemann
In der Geschichte der Exlibris ist auffällig, dass es deutlich seltener Eignerinnen als Eigner gibt. Erst als Frauen beruflich aufstiegen, legten auch sie Wert darauf, ihre Bücher mit Exlibris auszustatten, wofür das Blatt der Studienrätin und Autorin von Mecklenburgica Harriet Brunnemann (1885 Kadow - 1967 Rostock) ein Beispiel ist.
So wie Frauen erst spät zum Studium zugelassen wurden, war Künstlerinnen der Zugang zu den Akademien lange verwehrt. Sie waren auf Privatschulen und private Lehrer angewiesen und hatten sehr zu kämpfen, bis sie überhaupt anerkannt wurden. Maria Louise Hamann (1894 Gnoien - 1965 Rostock) ist dank ihrer Exlibriskunst nicht in Vergessenheit geraten, obwohl trotz intensiver Suche bis heute längst nicht alle Exlibris aus ihrer Hand bekannt sind. Ihre typische Signatur MH findet sich auch auf diesem Blatt, häufig schrieb sie auf die Rückseite ihren Namen und Adresse, was sich bei Funden in situ leider nicht mehr überprüfen lässt.
Dr. Konrad Ribbeck
Als Eigner dieses Exlibris ließ sich im Ausschlussverfahren Dr. Konrad Ribbeck (1861 Berlin - 1929 Essen) ermitteln, der 1883 in Leipzig promoviert wurde und als Oberstudienrat mit den Fächern Philosophie, Deutsch und Geschichte am Burggymnasium in Essen/Ruhr lehrte. Als Historiker übte er dort das Amt des Stadtarchivars aus und veröffentlichte 1915 die „Geschichte der Stadt Essen.“ Sein klassisch zu nennendes Exlibris zeigt eine Szene aus dem Leben des Heiligen Georg, darüber einen weiblichen Akt an einen kannelierten Säulenstumpf gelehnt. Bemerkenswert, dass auch er ein Motto einfügen ließ: Res severa est verum gaudium, eine Sinnesumkehrung der Sentenz Senecas aus dessen Epistulae morales.
Begabung und Können des Leipziger Künstlers Richard Preusse (1888 Leipzig - 1971 Leipzig), Schüler von Alois Kolb an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wird in diesem Exlibris, op. 101 unter seinen 131 in der Werkliste erfassten Exlibris besonders deutlich.