Carel Fabritius: Die Torwache
- 1654
- Leinwand
- Höhe: 67,5 cm
Im Jahr 1807 steht Mecklenburg unter französischer Besatzung. Der Herzog ist nach Altona geflohen. Der Direktor des Musée Napoléon nutzt die Gunst der Stunde und entführt die Torwache von Carel Fabritius zusammen mit über 200 weiteren Gemälden aus dem Schweriner Schloss nach Paris. Erst in Paris wird die Signatur des Bildes freigelegt und die Kunst des bis dahin unbekannten Malers erlangt eine Anerkennung, die sich im zeitgenössischen Kunsthandel deutlich niederschlägt. Doch nur sieben Jahre nach dem Raub, ab 1814, gehört Mecklenburg zu den europäischen Mächten, die ihre Kunstwerke aus Paris zurückholen.
Die Kunstwelt vergisst, wo die Torwache von Carel Fabritius zu suchen sei. Als William Thoré-Bürger in den 1860-er Jahren den Oeuvre-Katalog des Künstlers zusammenstellt, kennt er das Bild nur noch aus Beschreibungen, wertet es aber dennoch als eines der Hauptwerke. Kaum etwas zeigt die kulturgeschichtliche Lage Mecklenburgs im 19. Jahrhundert knapper als dieses Verschwinden des berühmten Meisterwerks nach Schwerin.
Text: G. S.