Ernst Barlach: Mutter Erde II
- Ernst Barlach (1870–1938)
- Mutter Erde II
- 1920
- Gips unter Schellack
- Höhe: 72,5 cm
Besonders intensiv setzt sich Ernst Barlach während seiner Berliner Jahre 1906 bis 1908 mit den Fragen moderner Grabgestaltung auseinander und beteiligt sich mit zahlreichen Entwürfen an Wettbewerben. Auch bei dem wichtigen Auftrag für ein Grabmal der Familie Dr. Richard Biesel in Stettin bezieht Barlach moderne Grundsätze mit in die Gestaltung ein. Mit seiner Mutter Erde II greift der Künstler eine der großen Mythen der Menschheit auf und gibt ihr eine zeitlose Präsenz: Der wie geöffnet präsentierte Schoss der Frauengestalt weist auf den Ursprung des Lebens hin und zugleich auf die Rückkehr des Toten in die Erde.
Barlachs Entwurf wird in Muschelkalk ausgeführt und 1921 auf dem Stettiner Zentralfriedhof aufgestellt. Die Grabplastik steht leicht erhöht auf einem angedeuteten flachen Grabhügel, umgeben von Lebensbäumen. Davor ist eine kleine Grabplatte mit Inschrift eingelassen. Lange nach der Auflassung des Familiengrabes Dr. Biesel gelangt Barlachs Muschelkalkplastik als Geschenk Polens 1964 nach Güstrow, wo sie heute auf dem Gertrudenfriedhof steht. Zum 90. Jahrestag der Errichtung von Barlachs Mutter Erde wird im November 2011 eine Kopie in Steinguss, von der polnischen Bildhauerin Monika Szpener ausgeführt, auf dem Zentralfriedhof in Stettin aufgestellt.
Text: V. P.