Prunkhumpen mit Darstellung heroischer Frauengestalten aus dem Alten Testament
- Nürnberg
- um 1610
- Fassung: Christoph Jamnitzer (um 1559–1637), Nürnberg
- Hinterglasmalerei: Hans Jakob Sprüngli (1563–1618), Zürich
- Höhe: 34,5 cm
Der Prunkhumpen befand sich über Jahrhunderte im Besitz mecklenburgischer Herzöge: Schon bald nach seiner Entstehung ist er in einem Inventar von 1617 erstmals nachweisbar. Zwei überragende Künstler, der Nürnberger Goldschmied Christoph Jamnitzer und der Züricher Glas- und Hinterglasmaler Hans Jakob Sprüngli, schufen das erlesene Kunstkammerstück als einen von nur vier weltweit erhaltenen Humpen in kongenialer Zusammenarbeit. Den brillanten Hinterglasmalereien Sprünglis mit Darstellungen von Judith, der Mörderin des Abimelech und Jael, außen und einem Knabenzug mit Speisen, Trommel und Weinfass im Innern setzt Jamnitzer eine ebenbürtige, reich plastische Fassung aus vergoldetem Silber entgegen.
Der Prunkhumpen ist in der komplizierten Doppelwandtechnik gearbeitet, bei der zwei Glaszylinder exakt ineinandergefügt sind. Die Malschichten liegen geschützt in deren Zwischenraum, da die Verzierung des transparenten Bildträgers bei der Hinterglasmalerei im Gegensatz zur Glasmalerei von dessen Rückseite erfolgt. Die „kalte Malerei" wird meist mit Ölfarben angelegt, ohne die Farben einzubrennen. Die Schwierigkeit der Hinterglastechnik beruht auf der „umgekehrten“ Malweise vom Vorder- zum Hintergrund. Sprüngli bediente sich überdies einer künstlerischen Raffinesse, der so genannten Trügerischen Hinterglasmalerei, indem er seine Figuren auf Pergament malte und anschließend auf das Glas klebte. Seine Technik der Amelierung, der Hintermalung radierten Blattgoldes mit transparenten bunten Lacken, steigert die brillante Wirkung.
Text: KA. M.