Schloss Güstrow – Festsaal
- 1570/1620
Dieser repräsentativste Saal der Residenz war vorrangig Schauplatz höfischer Feste. Mit dem um 1570 von Christoph Parr geschaffenen Rotwildfries aus farbig gefasstem Stuck führt Herzog Ulrich (1527–1603) eine herrschaftliche Dekorationsform ein, die sich von Güstrow aus über den Ostseeraum bis nach Süddeutschland verbreitet. Die Tiere verhalten sich annähernd so, wie es in den Tiergärten des Adels oder auf der freien Wildbahn zu beobachten ist: friedlich springend, äsend oder im sozialen Miteinander. Hirsche und Hirschkühe gelten als Sinnbilder fürstlicher Ehe. Damit nimmt der Fries Bezug zu den paarig angeordneten Kartuschen darüber, die die Namen der 16 hochadeligen Vorfahren des Herzogs tragen.
Diese genealogische Beweisführung bekräftigt seine Stellung im Kreis der Reichsfürsten.
Ulrichs Nachfolger Johann Albrecht II. (1590–1636) lässt von dem mecklenburgischen Stukkateur Daniel Anckermann eine spektakuläre, 1620 vollendete Kassettendecke einziehen. Die meisten Darstellungen gehen auf eine Folge von Jagd- und Tierkampfszenen von Johannes Stradanus (1523–1605) zurück, die sich über Kupferstiche aus der Antwerpener Werkstatt Philips Galles europaweit verbreiten.
Text: R. E.