Schreibzeug mit Federschale
- Stralsunder Fayencemanufaktur
- 1769
- Keramik, bunt, violett staffiert, teutsche gestreute Blumen in querovaler Muschelschale auf Erdformation Streublumen in Blau, Grün, Violett
- Rand grün und gelb markiert, mit violett gefedertem Innenstreifen
- Höhe: 63 cm
Fayence ist eine nach der italienischen Stadt Faenza benannte Tonware mit weißer, deckender, zinnhaltiger Glasur. Im 18. Jh. sind die meist mit Scharffeuer- oder Emaillefarben bemalten Erzeugnisse überall in Europa gebräuchlich. In die Spätzeit der Fayence-Produktion gehört die Gründung der Stralsunder Manufaktur 1755 durch den Kaufmann und Bankier Joachim Ulrich Giese. 1767 verpachtet der Unternehmer die Manufaktur an Johann Eberhard Ludwig Ehrenreich. Unter ihm expandiert sie zu einer der größten keramischen Produktionsstätten des Ostseeraumes. Zu den Prachtstücken der Produktion unter Ehrenreich zählt dieses Schreibzeug mit Federschale, Gefäßöffnungen für Tinte und Streusand sowie einer manieristisch bewegten weiblichen Figur darüber mit antikisierendem Gewand und sich aufstützendem linken Arm.
Der verloren gegangene linke Arm trägt vermutlich das Gehäuse für eine Taschenuhr. 1769 bemalt Johann Otto Frantzen das Stück. Als Glasierer zeichnet Johann Ullström. Urheber des plastischen Modells ist der Bildhauer Friedrich Rose.
Starke Konkurrenz von billigem Steingut aus England und die Explosion des Pulverturms in Nähe der Manufaktur, bei der das Gebäude schwer beschädigt wird, führen 1792 zum Konkurs des Betriebes.
Heute hat das STRALSUND MUSEUM die größte Anzahl der etwa tausend erhaltenen Stralsunder Fayencen in seiner Sammlung.
Text: R.N.