Stammbuch mit Eintragung von Philipp Otto Runge
- 1792
- Leihgabe des Museums Wolgast
Im Volksmund als "Poesiealbum" bezeichnet, wird es in Fachkreisen "Stammbuch" genannt. Es ist seit dem 16. Jh. Ausdruck der Mode des Sammelns von Autographen besonders von Respektspersonen. Mit dem handschriftlichen Gruß aus Studententagen, als Familienerinnerung oder in einem Freundesbuch verewigen sich nahe stehende Menschen mit einem tief gemeinten Lebensspruch, einem einfachen Erinnerungsgruß, einer heiteren Lebensweisheit oder auch nur mit einem freundschaftlichen Rat in das für alle Poesie offene Heft. Vorwiegend Familienmitglieder, doch auch gute Freunde, sind die Eintragenden. In Wort und oft auch Bild wird dem Eigentümer für die Ehre gedankt, sich verewigen zu dürfen.
Für Wolgast ist dieses Stammbuch von ganz besonderem Wert, da es Einträge bekannter Wolgaster Bürger des ausgehenden 18. Jh., besonders aber des Wolgaster Malers Philipp Otto Runge enthält.
Eigentümer war der damals 15-jährige Johann Adolf Thimetius Schiever. 1793 verewigt sich Runge als Klassenkamerad mit einem selbst verfassten Gedicht und einer Wolgaster Ansicht in Buntstift im Stammbuch.
"Viel schön ist Gottes Erde
Viel schön die freündliche
Im Blumen Krantz des Frühlings,
und im kristalnen Schnee;
Schön in des frühroths Gluthen
Schön in des Abends Tracht
Und schön im Sternen Mantel
Der feierfollen Nacht
Zum Andenken deines Freundes Philipp:Otto:Runge. ud des Winters
Wolgast den 27ten Martz 1792 1792"
Text: B. R.