Wie auch Gemeinschaften anderer Klöster lebten die 1462 bis 1559 in Rostock ansässigen Brüder vom Gemeinsamen Leben zu Sankt Michael teilweise vom Geschäft der Buchkopie. Im Scriptorium (Schreibstube) kopierten sie von Hand Bibeln und andere religiöse Werke. Ab 1476 nutzten sie auch den Buchdruck zur Vervielfältigung und fertigten damit Mecklenburgs älteste Drucke.
Als Trägerstoff diente v.a. Pergament: ungegerbte, dünn geschabte und gekreidete Tierhaut, die sehr haltbar und widerstandsfähig war. Auch die Michaelisbrüder druckten zunächst auf Pergament.
Einer der ersten Drucke der Rostocker Michaelisbrüder waren die „Göttlichen Unterweisungen“ von Lucius Laktanz (um 250 bis um 320). Diese Inkunabel ist Sinnbild für die im 15. Jahrhundert beginnende Rückbesinnung auf antike Schriften. Sie beinhaltet eine umfassende Darstellung und Kritik antiker Philosophie und Mythologie aus christlicher Sicht.
Schöner Wiegendruck - Die Predigten des Bernhard von Clairvaux zum Hohen Lied
Den Namen Wiegendrucke (Inkunabeln) tragen Druckwerke aus der Zeit zwischen 1454 und 1500.
Gnade im Vordruck
Wer einen Ablassbrief erwarb, kaufte das kirchliche Versprechen, göttliche Strafe für Sünden abzumildern. Die Briefe waren im 15. und 16. Jh. eine wichtige Einnahmequelle der Kirche. An ihnen entzündete sich ein Streit, der ab 1517 in eine kirchliche Erneuerungsbewegung (Reformation) und schließlich Spaltung führte.