Wilhelm von Preußen wird 1861 gekrönt und 1871 deutscher Kaiser. Nach dem frühen Tod seines Sohnes wird Wilhelm II. deutscher Kaiser. Pommern erhält 14 Sitze im Deutschen Reichstag. Es entsteht ein Provinzialverband mit einem Landtag, einem Provinzialausschuss und dem Landeshauptmann oder Landesdirektor. Bis 1881 tagt der Kommunallandtag von Neuvorpommern in Stralsund und dann vereinigt mit Altpommern in Stettin als Provinziallandtag. Die Landgemeindeordnung schließt 1891 die Reformen ab.
Die Universität wird zur modernen Forschungseinrichtung für Medizin, Jura, Theologie und Philologie. Stettin wird als gymnasialer Standort ausgebaut. Katholische Schulen entstehen. Barth erhält 1860 eine Steuermannsschule.
Der Norddeutsche Bund hebt 1869 den Zunftzwang auf. Die Schifffahrt prosperiert. Der Hafen in Barth wird ausgebaut. Gutsbesitzer betreiben Zuckerfabriken. Bis 1897 entstehen zehn neue Gießereien in Torgelow. Stettin wird industrielles Zentrum. Das Eisenbahnnetz wird 1879 verstaatlicht. Der Hafen von Swinemünde stagniert nach 1880, weil durch den Kanal „Kaiserfahrt“ Hochseeschiffe Stettin direkt anlaufen. Doch die Verbindung Berlin-Swinemünde und die „Nordbahn“ nach Stralsund fördern den Fremdenverkehr. Bis 1897 erhält jede Kreisstadt Bahnanschluss. In Stralsund, Demmin, Greifswald und Pasewalk liegen preußische Truppen, für die Kasernen entstehen. In der Ueckermünder Heide werden 63 Ziegeleien gegründet. Sassnitz wird zum Zentrum der Kreideindustrie und 1899 gründen 17 Unternehmen ein Kartell.
Künstler bilden als Freilichtmaler Kolonien, unter denen Ahrenshoop große Bedeutung erlangt. Die vorpommerschen Inseln folgten als Künstler- und Badeorte.
In Pommern verringern sich die Bauernstellen. Etwa 243 000 Pommern gehen nach Amerika. Die Landbevölkerung nimmt um etwa 20 % ab. Die Gutsbesitzer intensivieren Ackerbau und Rinderhaltung. Die Provinz wird größter deutscher Kartoffelerzeuger mit einer Züchtung von Weltruf. Neuvorpommern hat die besten Böden in der Provinz. Ausländische Erntearbeiter kompensieren den Personalmangel. Für die Bauern wird die Lage nach 1879 durch Schutzzölle, staatliche Förderung und Mechanisierung besser.
1890 entsteht die Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt in Stettin. 1891 wird die Sonntagsarbeit verboten. Durch den Ausbau der Großindustrie entsteht ein Proletariat. Arbeiter, Handwerker und das Bildungsbürgertum finden sich in Sport-, Gesang- oder Bildungs-Vereinen zusammen.
Die pommersche Landeskirche ist in 56 Kirchenkreisen organisiert. Zahlreiche neue Gotteshäuser entstehen. Altlutheraner leben in Cammin und Stolp. 1875 wird in Stettin die neue Synagoge mit 1 700 Plätzen geweiht. Katholische Gemeinden bestehen in Stettin, Stralsund, Stargard, Greifswald, Bergen und Pasewalk.