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Sonderausstellung

Reformation in Mecklenburg - Raum 5

Reliquien aus angeblich von Heiligen stammenden Körperteilen oder mit ihnen in Zusammenhang stehenden Dingen werden in vorreformatorischer Zeit oft sehr wertvoll eingefasst und in Kirchen zur Anbetung aufgestellt.

Mechelner Christkind mit Flitterkrone
Christkind mit Flitterkrone: Ansicht vergrößern

Christkind mit Flitterkrone

Holz farbig gefasst, Brabant, um 1500, Höhe ohne Krone (7 cm): 32 cm

In nachreformatorischer Zeit ist die Figur in einen mittelalterlichen ehemaligen Reliquienschrein eingefügt worden. Durch die Reformation sind fast alle Reliquien aus den Kirchen entfernt worden. Das Zettelchen auf dem Kleid des Kindes verweist auf einen einst im Schrein befindlichen Splitter vom Heiligen Kreuz. Die Statuette gehört zu den um 1500 serienweise in Brabant, vor allem in Mechelen, geschnitzten und farbig gefassten stehenden, lächelnden und segnenden nackten Christkindern. Diese Andachtsbilder sind vorwiegend für Frauenklöster und zum Bekleiden bestimmt.

Text: C. H.

Das Originalexponat finden Sie hier:
Staatliches Museum Schwerin

Die Anbetung der Mutter Maria wird in der Reformation durch den leidenden und auferstandenen Jesus Christus ersetzt, der als alleiniger Retter der Menschheit gilt.

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360° Ansicht
Figur Christus in der Rast

Figur Christus in der Rast

Lindenholz bemalt, 16. Jh., Höhe: 80 cm

Der gemarterte, müde und verlassene Christus sitzt auf einem Hügel oder Fels. Ursprünglich befand sich die Figur auf dem Schalldeckel der Kanzel in der Neubrandenburger Kirche St. Johannes.

Die vorreformatorische Marien- oder Madonnenanbetung wird nach der Reformation durch die Anbetung von Jesus Christus als Schmerzensmann und Erlöser ersetzt.

Das Originalexponat finden Sie hier:
Regionalmuseum Neubrandenburg

Die neuen Darstellungen setzen seit der Reformation vorwiegend den Leidensweg und die Auferstehung von Jesus Christus ins Bild.

Detail der Kanzel in der Schlosskapelle Schwerin
Detail der Kanzel in der Schlosskapelle Schwerin

Detail der Kanzel in der Schlosskapelle Schwerin

1563

Die Schweriner Schlosskirche entsteht 1560/63 unter der Leitung von Johann Baptista Parr in der gestalterischen Nachfolge sächsischer protestantischer Kirchen als Gesamtkunstwerk im neuen Zeitgeist. Sie dient der Fürstenfamilie und dem Hofstaat als Kapelle. Heute ist sie das einzige in dieser Art entstandene Gotteshaus in Mecklenburg, da die übrigen älteren Kirchenbauten lediglich im Inneren „modernisiert“ werden. Reliquien werden entfernt und die Altäre reduziert. Neu sind die überall in den Kirchenraum versetzten Kanzeln.

Die Reformation kann nicht unmittelbar flächendeckend durchgesetzt werden. Oft noch Jahrzehnte andauernder Widerstand kommt besonders aus den bis dahin bestehenden Klöstern.

Kelch Kloster Wulfshagen
Kelch der Ribnitzer Stadtkirche St. Marien

Kelch der Ribnitzer Stadtkirche St. Marien

Silber vergoldet, Rostock 1570, Höhe: 26 cm

Der Kelch ist ein Geschenk der letzten Äbtissin des Klarissenklosters Ribnitz, Herzogin Ursula zu Mecklenburg (1510–1586), an die bereits protestantische Stadtkirche in Ribnitz im Jahre 1570. Die Äbtissin erwirbt sich damit ein bleibendes Gedächtnis. Das Kloster besitzt das Patronat über die St. Marienkirche und bestimmt damit auch die Auswahl der Pfarrer. Die Äbtissin behält mit ihrer Ordensgemeinschaft im Kloster ihren alten römisch-katholischen Glauben bis an ihr Lebensende und widersetzt sich der Säkularisierung. Erst nach ihrem Tod wird das Kloster in ein protestantisches Stift umgewandelt.

Text: A. A.

Das Original finden Sie als Dauerleihgabe Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien Ribnitz im Deutschen Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten.

Mit der Reformation werden neue Tugenden als Zentrum menschlichen Strebens vermittelt. Das bringt zahlreiche Kunstwerke hervor.

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Tapisserie Die Königin von Saba vor König Salomon

Tapisserie Die Königin von Saba vor König Salomon

2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, Wolle, Seide und Leinen, Höhe: 361 cm

Die Wismarer Tapisserie zeigt im Hauptfeld die Huldigung König Salomos durch die Königin von Saba. In den beiden unteren Bildfeldern sind die Salbung Salomos zum König sowie das Salomonische Urteil zu sehen. Eine Bordüre mit acht verschiedenen allegorischen Gestalten, die Tugenden wie Treue, Mäßigung und Hoffnung darstellen, rahmt den Teppich ein.
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts lassen sich protestantische flämische Teppichwirker, die aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen haben, in Wismar nieder. Sie arbeiten für den mecklenburgischen Herzog, aber auch für Klöster und Bürger der Stadt.

Text: S. S.

 

Das Originalexponat finden Sie hier:
Stadtgeschichtliches Museum der Hansestadt Wismar

Die Mahnung zum christlichen Handeln bereits auf der Erde nimmt nach Reformation breiten Raum ein.

Hans Metzger: Das irdische und das himmlische Gericht
Hans Metzger: Das irdische und das himmlische Gericht

Hans Metzger, Das irdische und das himmlische Gericht

1584, Öl auf Leinwand, Höhe: 293 cm

Auftraggeber für das Gemälde, das sich ehemals im Güstrower Rathaus befand, ist der protestantische Herzog Ulrich zu Mecklenburg. Im rechten Bildteil ist eine Sitzung des Hofgerichtes unter Vorsitz von Herzog Ulrich, im linken das Jüngste Gericht dargestellt. Letzteres soll die Anwesenden erinnern, dass sie eines Tages Rechenschaft über ihr Tun und Handeln ablegen müssen. Die Bibelzitate stellen eine Mahnung an die Richter dar, Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person auszuüben. Das Gemälde belegt in eindrucksvoller Weise die führende Stellung Ulrichs als oberster Landes- und Kirchenherr.

Text: I. B.

 

Das Originalexponat finden Sie hier:
Museum der Barlachstadt Güstrow

Infoboxbild Reformation in Mecklenburg: Herzog Ulrich von Mecklenburg-Güstrow mit seiner ersten Gemahlin Anna von Brandenburg

Impressum

Konzept und Redaktion:
Dr. Wolf Karge

Umsetzung und Online-Redaktion:
Mathias Richter

Schelfkirche in Schwerin (Foto: W. Karge)

Schelfkirche Die reformatorischen Kirchen­ordnungen führen auch zu einer Veränderung des Raum­programms in den Gottes­häusern, das konsequent in Neubauten umgesetzt wird.

Erst 150 Jahre nach der Reformation wird in Schwerin im Auftrag des Landesherrn 1708 bis 1713 die erste freistehende Kirche Mecklenburgs konsequent nach protestantischen Bauvorgaben errichtet. Für die fürstliche Familie wird dort auch die Gruft eingerichtet. Im Auftrag des Herzogs entwirft Jacob Reutz nach modernsten Prinzipien eine Kirche über einem griechischen Kreuz mit einem vorgelegten Turm. Vorbilder sind in den Publikationen über evangelischen Kirchenbau bei Leonhard Christoph Sturm zu finden, der auch die Vollendung des Gotteshauses leitet.

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